Monumentenstr. 19

Monumentenstr. 19

Friedrichshain-Kreuzberg

Unser Haus liegt im westlichen Kreuzberg, zwischen Viktoriapark und dem Park am Gleisdreieck, in einem ruhigen Kiez nahe der Grenze zu Schöneberg. Unsere Wohnungen wurden in Eigentumswohnungen umgewandelt und werden nach und nach verkauft. Wir müssen uns sorgen, in absehbarer Zeit aus unseren Wohnungen verdrängt zu werden, während wir zugleich schon seit mehreren Jahren unter Bauarbeiten leiden und Lärm und Dreck fast täglich unseren Alltag begleiten.

Lange Zeit war das Haus eines der letzten unsanierten Gebäude in der Monumentenstraße, nach Angaben mancher Nachbar*innen fanden über Jahrzehnte keine Instandsetzungsarbeiten statt und die Bausubstanz war an manchen Stellen schon bedenklich marode.

Ab ca. 2014 deuteten sich Veränderungen an: Leerstehende Wohnungen wurden nicht mehr neu vermietet, der Leerstand nahm zu. Im Februar 2015 wechselte dann die Eigentümerin unseres Hauses: Die damaligen Besitzerin des Hauses, die ImmoTech Berlin GmbH verkaufte unser Haus an die ALW Immobilien GmbH. Im Frühjahr 2017 begannen dann die ersten Bauarbeiten ohne formgerechte Vorankündigung. Nach Instandsetzungsarbeiten sahen diese Arbeiten allerdings nicht aus: Beispielsweise mussten die Treppenhäuser abgestützt werden, nachdem im Keller Wände zeitweise entfernt und die Treppenhäuser über die gesamte Breite zur Verlegung von Heizungsrohren aufgestemmt wurden. Vermutlich als Folge dessen entstanden Risse an verschiedenen Stellen. Außerdem erfuhren wir im März 2018, dass unsere Wohnungen mittlerweile in Eigentumswohnungen umgewandelt worden waren und das Haus erneut verkauft wurde. Neue Besitzerin war ab Juni 2018 die Quartier Hasenheide GmbH, ein Tochterunternehmen der Accentro Real Estate AG. Die Accentro ist nach eigenen Angaben marktführend bei der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen in Deutschland und begann unser Haus unter dem Namen „Monumenta“ zu vermarkten. (zum Vorgehen der Accentro s. auch den Offenen Brief des Accentro-Netzwerkes.

Im Dezember 2018, kurz vor Weihnachten, fanden wir dann die Modernisierungsankündigungen in unseren Briefkästen – angekündigt wurden u.a. der Anbau von teilweise außergewöhnlich großen (und dadurch verschattenden und die Sicht auf den Himmel einschränkenden) Balkonen und (nicht barrierefreien) Aufzügen sowie der Ausbau des Dachgeschosses. Für manche Nachbar*innen waren damit außerdem saftige Modernisierungsumlagen verbunden, die ihre Mieten nach Abschluss der Bauarbeiten massiv erhöht hätten. Wir sind seitdem gezwungen, uns mit Formalitäten auseinanderzusetzen, über Modernisierungsvereinbarungen zu verhandeln, Beratungsstellen, Anwält*innen und Behörden aufzusuchen und uns gegen den von der neuen Eigentümerin, ihrer Hausverwaltung sowie der beauftragten Anwaltskanzlei aufgebauten Druck zu wehren. Das kostet viel Zeit und Nerven.

Hinzu kommen die Bauarbeiten selbst, die im Frühling 2019 begannen - ein Ende ist noch nicht absehbar. Die Belastung durch Baulärm und Dreck war und ist massiv und wiederholt kam es aufgrund der Bauarbeiten zu Beschädigungen der von uns bewohnten Wohnungen (Löcher in Decken und Außenwänden, Wasserschäden etc.). Immer wieder wurden einzelne Baumaßnahmen nicht rechtzeitig angekündigt. Die Situation belastete uns psychisch und physisch und wir begannen uns zunehmend unwohl in unseren Wohnungen zu fühlen. Besonders schwer zu ertragen wurde dies ab März 2020, als viele Nachbar*innen dazu gezwungen waren, aufgrund der Corona-Pandemie von zuhause aus zu arbeiten.

Unser Eindruck, dass es der Accentro nicht um die Interessen der Mieter*innen, sondern alleine um Gewinnmaximierung geht, hat sich Laufe der letzten Jahre verfestigt. Unsere Situation ist und bleibt unsicher und belastend, da wir nicht wissen, was noch alles auf uns zukommen könnte. Um uns gegenseitig zu unterstützen, haben wir uns untereinander vernetzt, tauschen uns aus und stehen im Kontakt mit anderen betroffenen Häusern.