Milieuschutzgebiet „Weberwiese“ - Grünberger Straße / Gubener Straße / Kadiner Straße / Lasdehner Sraße / Marchlewski Straße / Wedekindstraße
Wir sind Hausgemeinschaften aus 35 Häusern in einem denkmalgeschützten Ensemble in Berlin-Friedrichshain, im Weberwiese-Kiez zwischen Warschauer Straße, Frankfurter Tor und Ostbahnhof. Das Berghain ist nur einen Steinwurf entfernt.
Nachdem unsere Häuser Anfang der 00er-Jahre unter Insolvenzverwaltung durch den Bund standen, wurden wir 2007 an den Investor Jörn Tækker verkauft. Während die Firma Tækker keine Gelegenheit ausließ, die Mieten zu erhöhen, wurden die Häuser weiterhin auf Kosten der Mieter kaputtgespart. Auch 30 Jahre nach der Wende sind viele der Gebäude bis heute vollkommen unrenoviert, überall bröckeln die Fassaden und durch die maroden Fenster zieht der Wind.
2014 stellten wir mit einigen Nachbarn fest, dass immer mehr Wohnungen leer standen. Da inzwischen das Zweckentfremdungsverbot in Kraft getreten war, begannen wir, den beobachtbaren Leerstand zu kartografieren und an das Bezirksamt zu melden.
Daraufhin begann Tækker, diese Wohnungen möbliert und mit Zeitmietverträgen zu einsehbaren Preisen über die Firma Orbis-Apartments zu vermieten. Als 2015 in der BVV beschlossen wurde, unseren Kiez unter Milieuschutz zu stellen, beantragte Tækker kurzerhand die Teilung der Häuser und kam somit dem ab August 2016 geltenden Milieuschutz zuvor.
2017 ging die Immobilie per Share-Deal in den Besitz der White Tulip GmbH über, ebenfalls mit Sitz in Dänemark. Inzwischen werden die denkmalgeschützten Fassaden instandgesetzt und fast 500 Wohnungen unter dem schönen neuen Namen „54 East“ zu Quadratmeterpreisen von bis zu 6000 Euro angeboten. Gleichzeitig gehen Mitarbeiter*innen der Vermarktung von Tür zu Tür und bieten Mietern Abfindungen zum Auszug an. In Anbetracht der Verkaufspreise sind das jedoch keine ernstzunehmenden Angebote.
Nachdem unser Kiez 2016 zum Milieuschutzgebiet erklärt wurde, wähnten wir uns einige Zeit lang in Sicherheit - zu Unrecht. Offensichtlich bietet der Milieuschutz zu viele Schlupflöcher, um damit wirksam gegen den Totalausverkauf vorgehen zu können.
Deshalb werden wir jetzt wieder aktiv, solidarisieren und vernetzen uns. Momentan wollen wir zunächst alle Mieter*innen auf ihre Rechte aufmerksam machen - etlichen Altmieter*innen wurde 1998 ein lebenslanges Wohnrecht zugesichert - und auch Zeitmieter*innen für die Situation sensibilisieren. Das ist schon in Anbetracht der enormen Bewohn*innenzahl eine logistische Herausforderung, der wir uns aber motiviert stellen.
Ziel ist es, möglichst viele Bewohner zu mobilisieren und nichts unversucht zu lassen, um die massenhafte Verdrängung der angestammten Bevölkerung zu verhindern und damit unseren sozial durchmischten Kiez zu erhalten.
Social Media Kanäle
In der Presse
Weberwiese in Berlin: Damoklesschwert Eigenbedarf (nd, 24.04.2023)
Wohnungen im Milieuschutzgebiet: Immobilienfirma macht Berlin Gesprächsangebot (Berliner Zeitung vom 19.04.2023)
Mieterinitiative „Weberwiese – Milieu sind wir!“: Durchmischten Kiez erhalten (MieterMagazin, Ausgabe März 2021)
Wohnen in Berlin: Angst im Milieuschutzgebiet (Berliner Zeitung, 21.02.2023)
Mieterschutz in Berlin-Friedrichshain: 500 Wohnungen könnten verkauft werden (Tagesspiegel, 09.02.2023)
Mieter befürchten Ausverkauf: Stadtrat will helfen (Berliner Morgenpost, 07.02.2023)
Verdrängung verhindern: Mieterinitiative will Wohnraum rund um die Weberwiese retten (Berliner Abendblatt, 05.02.2023)
Milieuschutz bietet keinen Schutz (MieterEcho, Ausgabe Februar 2021)
Absurde Wohnungspolitik: Sozialwohnungen für Reiche – und Arme in Büros? (Tip, 05.02.2021)
Weberwiese retten! Vorstellung einer Roadmap zur Verhinderung von Verdrängung im Gebiet Weberwiese (Pressemitteilung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg, 03.02.2023)
1400 Euro für 46 Quadratmeter: Wie ein Berliner den Mietendeckel umgeht und Höchstpreise kassiert (Tagesspiegel, 24.12.2020)